Die rätselhaften Nuraghen Sardiniens – Steinriesen einer fast vergessenen Kultur

Die rätselhaften Nuraghen Sardiniens – Steinriesen einer fast vergessenen Kultur Wer durch Sardinien reist, stolpert früher oder später über sie: die Nuraghen. Oder besser gesagt – man fährt dran vorbei, steigt aus, läuft drumherum und fragt sich, wie Menschen vor mehr als 3.500 Jahren solche massiven Türme aus Stein aufeinanderschichten konnten. Diese prähistorischen Bauten tauchen überall auf der Insel auf. Tausende. Als hätte jemand ein gigantisches Brettspiel über die Landschaft verstreut. Was genau sind Nuraghen? Die kurzen Fakten zuerst: Nuraghen sind kegelförmige Steintürme, errichtet aus großen, oft unbehauenen Felsbrocken. Ihre Ursprünge reichen bis ins 2. Jahrtausend v. Chr. – Bronzezeit. Die Architektur wirkt erstaunlich fortschrittlich: Kuppelartige Innenräume, verschachtelte Kammern, spiralförmige Treppen. Ohne einen Tropfen Mörtel. Bis heute weiß man nicht sicher, welchem Zweck sie dienten. Tempel? Festungen? Treffpunkte? Vielleicht alles gleichzeitig oder je nach Ort...

Acciuleddi – Süßes aus San Pantaleo

„Acciuleddi – süße Grüße aus San Pantaleo“


Ein Foto mit Honigglanz 

Mein Freund Salvatore aus Karlsruhe ist immer noch auf Sardinien unterwegs. Heute hat er mir wieder ein Foto geschickt. Diesmal kein Meer, keine Gassen, kein Sonnenuntergang – sondern ein Teller. Ein länglicher Porzellanteller, darauf kleine, geflochtene Gebäckstücke, goldbraun und glänzend.

Darunter seine Nachricht: „Acciuleddi – die essen das hier ständig, meine Mutter hat die früher auch zu Hause gebacken, rund und mit Honig.“

Ich musste schmunzeln. Erst dachte ich, es wäre Pistoccu, dieses trockene Hirtenbrot. Aber nein – das hier war eindeutig süßer, zarter, fast kunstvoll. Ein Gebäck, das man nicht einfach „isst“, sondern zelebriert.


Was sind Acciuleddi?

Acciuleddi (oder acciuleddhos, je nach Dorf) sind kleine, geflochtene Zöpfe aus Teig, die nach dem Frittieren in warmem Honig gewendet werden. Außen knusprig, innen weich, und mit diesem feinen Duft nach Zitrone und Öl.

Das Gebäck stammt aus der Gallura, also genau jener Gegend, in der San Pantaleo liegt. Dort werden die Zöpfe seit Generationen zu Feiertagen und besonderen Anlässen gebacken – zu Ostern, Hochzeiten, oder einfach, wenn Besuch kommt.

Das Besondere ist nicht nur der Geschmack, sondern auch die Form. Die geflochtene Struktur steht für Verbindung, Freundschaft und Glück – perfekt also, dass gerade Salvatore mir das geschickt hat.


Varianten von Acciuleddi sind im Süden weit verbreitet.
Foto: Salvatore M.



Geschichte und Bedeutung

Acciuleddi gehören zu den ältesten überlieferten Festgebäcken Sardiniens. In früheren Zeiten bereitete man sie gemeinsam im Dorf oder in der Familie zu. Frauen trafen sich, um Teig zu rollen, Zöpfe zu flechten, zu reden, zu lachen – und irgendwann duftete alles nach Honig.

Der Honig selbst hat eine symbolische Bedeutung: Er steht für Süße, Wohlstand und langes Leben. Vielleicht auch für das, was in einer Freundschaft zählt – das, was kleben bleibt, im besten Sinne.


Rezept: Acciuleddi (sardische Honigzöpfe)

Zutaten:

  • 250 g Weizenmehl (Typ 00 oder fein gesiebt)

  • 2 EL Olivenöl oder Schweineschmalz (strutto, traditionell)

  • 1 Prise Salz

  • ca. 2–3 EL Weißwein oder Wasser

  • 200 g sardischer Honig (z. B. Millefiori oder Kastanienhonig)

  • Optional: etwas geriebene Zitronenschale oder Anis

Zubereitung:

  1. Teig herstellen: Mehl, Öl, Salz und Weißwein zu einem elastischen, geschmeidigen Teig verkneten. Kurz ruhen lassen.

  2. Zöpfe formen: Kleine Stücke abnehmen, zu dünnen Strängen rollen (etwa bleistiftdick) und daraus Zöpfe, Schleifen oder Kringel flechten.

  3. Frittieren: In heißem Öl (ca. 170 °C) goldbraun ausbacken. Auf Küchenpapier abtropfen lassen.

  4. Honigbad: Honig leicht erwärmen, bis er flüssig ist. Die Zöpfe darin wenden, bis sie rundum glänzen.

  5. Trocknen: Auf Backpapier auslegen, damit sie leicht antrocknen – aber nicht zu lange, sonst kleben sie aneinander.

Ergebnis: Ein Teller voller goldener Zöpfe, duftend und klebrig-süß. Perfekt zu einem Espresso oder einfach zwischendurch, wenn man das Leben ein bisschen feiern will.


Ähnliche Spezialitäten im Mittelmeerraum

Fast jede Region im Mittelmeer kennt ein ähnliches Festgebäck:

  • In Basilikata und Apulien: Cartellate – spiralförmige Teigbänder, ebenfalls in Honig oder Vin Cotto getaucht.

  • In Sizilien: Pignolata – kleine Bällchen mit Honigglasur.

  • In Neapel: Struffoli – winzige Teigkügelchen, zu einem Kranz gehäuft.

  • In Spanien: Pestiños – mit Anis aromatisierte, frittierte Teigstücke, überzogen mit Honig.

Man merkt: Überall dort, wo Sonne, Mehl und Geduld zusammenkommen, entstehen goldene, süße Dinge.


Persönliche Gedanken

Ich stelle mir vor, wie Salvatore in einem kleinen Café in San Pantaleo sitzt, ein Stück Acciuleddu in der Hand, klebrige Finger, zufriedenes Grinsen. Vielleicht hat er gar nicht vorgehabt, mir das zu schicken – vielleicht war’s einfach ein Moment, der geteilt werden wollte.

Und ich sitze hier, viele Kilometer entfernt, schaue mir das Foto an, und rieche fast den Honig.

Danke, Salva – für das Bild, für den Geschmack von Sardinien in meinem Kopf, und für fünfzig Jahre Freundschaft, die süßer ist als jedes Gebäck.


Labels:
Sardinien, Acciuleddi, Honiggebäck, Gallura, San Pantaleo, Italienische Küche, Traditionelles Rezept, Freundschaft, Reisetagebuch

Meta-Beschreibung:
Acciuleddi – sardische Honigzöpfe aus der Gallura. Traditionelles Festgebäck aus San Pantaleo, zubereitet mit Mehl, Honig und Öl. Geschichte, Rezept und persönliche Eindrücke.











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