Die rätselhaften Nuraghen Sardiniens – Steinriesen einer fast vergessenen Kultur


Die rätselhaften Nuraghen Sardiniens – Steinriesen einer fast vergessenen Kultur

Wer durch Sardinien reist, stolpert früher oder später über sie: die Nuraghen. Oder besser gesagt – man fährt dran vorbei, steigt aus, läuft drumherum und fragt sich, wie Menschen vor mehr als 3.500 Jahren solche massiven Türme aus Stein aufeinanderschichten konnten. Diese prähistorischen Bauten tauchen überall auf der Insel auf. Tausende. Als hätte jemand ein gigantisches Brettspiel über die Landschaft verstreut.

Was genau sind Nuraghen?

Die kurzen Fakten zuerst: Nuraghen sind kegelförmige Steintürme, errichtet aus großen, oft unbehauenen Felsbrocken. Ihre Ursprünge reichen bis ins 2. Jahrtausend v. Chr. – Bronzezeit. Die Architektur wirkt erstaunlich fortschrittlich: Kuppelartige Innenräume, verschachtelte Kammern, spiralförmige Treppen. Ohne einen Tropfen Mörtel.

Bis heute weiß man nicht sicher, welchem Zweck sie dienten. Tempel? Festungen? Treffpunkte? Vielleicht alles gleichzeitig oder je nach Ort. Archäologen diskutieren bis heute darüber, und genau dieses Geheimnis macht die Bauten so faszinierend. Man steht davor, schaut hoch, und denkt: Wie zur Hölle haben die das gemacht?

Su Nuraxi bei Barumini – ein Komplex mit Wow-Effekt

Wenn es einen Ort gibt, der die Dimensionen dieser Kultur wirklich spürbar macht, dann ist es Su Nuraxi in Barumini. Die Anlage besteht aus einer zentralen Turmstruktur mit mehreren Nebentürmen und einem regelrechten Mini-Dorf aus Steinhäusern.

Beim Rundgang kriecht man durch enge Gänge, steht plötzlich in hohen Kammern, die sich wie ein steinernes Gewölbe über einem wölben. Das Ganze wirkt überlegt geplant, nicht improvisiert. Man bekommt ein Gefühl für eine Gesellschaft, die weit komplexer war, als man es von einer bronzezeitlichen Inselgemeinschaft erwarten würde.
Ich erinnere mich an meinen ersten Besuch dort – ein Moment, in dem man gleichzeitig staunt und versucht, die eigene Fantasie nicht völlig durchgehen zu lassen.

Abseits der Besucherströme: Nuraghe Arrubiu in Orroli

Wer etwas mehr Ruhe und eine Portion Rätselhaftigkeit sucht, landet irgendwann in Orroli, beim Nuraghe Arrubiu. Der „Rote Nuraghe“, benannt nach dem rötlichen Trachytstein, ist eine der größten Anlagen der Insel.

Hier steht man vor einer Mauerfront, die fast wie eine Festung eines Fantasy-Romans aussieht. Der Komplex ist weitläufig, bröckelig, aber kraftvoll. Je nachdem, zu welcher Uhrzeit man ankommt, liegt alles in warmem Licht oder wirkt fast unheimlich still. Archäologen haben hier zahlreiche Artefakte geborgen – Keramik, Tierknochen, Werkzeuge –, aber das Gesamtbild bleibt ein Puzzle. Vielleicht bleibt es das auch noch lange. Und ganz ehrlich: Ein bisschen Geheimnis tut gut.

Warum ein Besuch lohnt

Sardiniens Strände sind fantastisch, klar. Aber die Nuraghen geben der Insel eine zusätzliche Ebene – eine Zeitkapsel aus Stein. Sie zeigen, dass Sardinien nicht nur Küstenidylle kann, sondern auch eine Kultur hervorgebracht hat, die sich nicht einfach nebenbei erklären lässt.

Wer neugierig ist, wer gerne reist, um Spuren früherer Gesellschaften zu lesen, wird hier glücklich. Und wer einfach beeindruckende Steinhaufen mag… auch gut. Jeder hat seinen eigenen Zugang.


FAQ zu den Nuraghen Sardiniens

Was bedeutet der Name „Nuraghe“ überhaupt?
Wahrscheinlich stammt er vom sardischen Wort nurra, was „Haufen“, „Anhöhe“ oder „Steinanhäufung“ bedeuten kann. Ganz eindeutig geklärt ist das aber nicht.

Wie viele Nuraghen gibt es auf Sardinien?
Schätzungen gehen von über 7.000 aus. Sichtbar oder gut erhalten sind weniger, aber genug, um Jahre damit zu verbringen.

Sind alle Nuraghen frei zugänglich?
Viele ja – sie stehen einfach in der Landschaft. Große Anlagen wie Su Nuraxi haben dagegen geregelte Öffnungszeiten und Führungen.

Wurden die Bauten militärisch genutzt?
Möglicherweise. Einige Türme haben Strukturen, die nach Verteidigung aussehen. Andere wirken eher rituell. Die Forschung ist sich uneinig.

Wie lange braucht man für Su Nuraxi?
Rund eine Stunde, eher etwas mehr, wenn man sich treiben lässt oder fotografieren möchte.

Eignet sich ein Besuch auch für Kinder?
Ja, meistens. Die Gänge sind allerdings teilweise eng und dunkel – je nach Kind entweder super spannend oder eher gruselig.

Wann ist die beste Besuchszeit?
Früh morgens oder am späten Nachmittag. Mittags kann es heiß werden, und das spürt man in den Steingängen deutlich.


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Sardinien, Nuraghen, Archäologie, Reise, Kulturgeschichte

Meta-Beschreibung:

Entdecke die faszinierenden Nuraghen Sardiniens – prähistorische Steintürme, deren Ursprung und Funktion bis heute Rätsel aufgeben. Mit Beispielen wie Su Nuraxi und Nuraghe Arrubiu, plus ausführlicher FAQ.










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