Die Steilküste: Capo Caccia

Capo Caccia – die Steilküste Sardiniens im Porträt Steckbrief Lage: Nordwesten Sardiniens, Provinz Sassari, nahe Alghero Höhe: 168 Meter über dem Meeresspiegel Gestein: Weißer Kalkstein, stark zerklüftet Besonderheit: Steile Klippen, Aussichtspunkt für Sonnenuntergänge Hinweis: oft sehr windig, Vorsicht am Rand Ein Fels, der nicht übersehen werden kann Capo Caccia ist einer dieser Orte, die man nicht mit langen Worten beschreiben muss. Eine Wand. Ein Abbruch. 168 Meter Kalkstein, die senkrecht ins Meer stürzen. Unten: tiefblaues Wasser, manchmal fast schwarz, wenn die Sonne tief steht. Von Alghero aus fährt man gut 25 Kilometer bis zum westlichsten Punkt des Capo-Caccia-Peninsels. Die Straße schlängelt sich, Kiefern am Rand, gelegentlich Blick auf die Küste. Und dann taucht er auf: der weiße Koloss. Wer zum ersten Mal dort oben steht, spürt sofort die Dimensionen. Kein weicher Übergang, kein Strand. Einfach nur Kante. Und Wind. Oft so stark, dass die Haare q...

Altstadt von Alghero (Centro Storico)


Altstadt von Alghero (Centro Storico)

Die Altstadt von Alghero – auf Italienisch „Centro Storico“ – ist einer dieser Orte, die man nicht einfach nur durchschreitet, sondern Schicht für Schicht entdeckt. Keine Kulisse, sondern ein dichtes Geflecht aus Geschichte, Architektur und Alltag.

Lage und Grundriss

Alghero liegt an der Nordwestküste Sardiniens, in der Provinz Sassari. Die Altstadt schmiegt sich direkt ans Meer. Umgeben von einer fast vollständig erhaltenen Stadtmauer, die im Mittelalter errichtet und im 16. Jahrhundert von den Spaniern verstärkt wurde. Der Grundriss ist typisch für mediterrane Küstenstädte: enge, labyrinthartige Gassen, kleine Plätze, Durchgänge, die plötzlich auf die Ufermauer führen.

Fläche: rund 30 Hektar. Einwohner: etwa 40.000 in der ganzen Stadt, davon nur ein kleiner Teil direkt im historischen Zentrum.

Stadtmauern und Türme

Die Stadtmauer von Alghero ist nicht nur Dekoration. Sie war jahrhundertelang Verteidigungsanlage gegen Angriffe vom Meer. Heute dient sie Spaziergängern als Aussichtspromenade. Besonders am Abend, wenn die Sonne über dem Golf von Alghero versinkt, sammeln sich hier Einheimische und Besucher gleichermaßen.

Wichtige Abschnitte:

  • Baluardo della Maddalena – mit Blick auf den Yachthafen.

  • Baluardo Marco Polo – hier reiht sich eine der schönsten Promenaden.

  • Torre di Porta Terra – der ehemalige Haupteingang zur Stadt. Heute Ausstellungsraum und Infopunkt.

  • Torre di San Giovanni – massiver, runder Turm, heute Ort für kleine Kunstausstellungen.

  • Torre di Sulis – an der Piazza Sulis, direkt am Meer gelegen. 22 Meter hoch, errichtet im 16. Jahrhundert.

Die Türme wurden größtenteils von den Katalanen errichtet und tragen noch ihre Handschrift.

Straßenbild und Architektur

Das Straßenbild ist geprägt von hellem Kalkstein, mittelalterlichen Mauern und katalanisch-gotischen Fenstern. Viele Häuser besitzen Portale mit geschnitzten Wappen, Balkone aus Schmiedeeisen, die im 16. und 17. Jahrhundert in Mode waren. Die Gassen sind oft so eng, dass kaum zwei Autos passieren könnten – was auch gut so ist, denn Autos haben hier fast nichts verloren.

Wer durch die Altstadt geht, merkt schnell: Es gibt kein Schema F. Manche Gassen sind schnurgerade, andere schlängeln sich wie zufällig. Und immer wieder öffnet sich eine kleine Piazza, als würde die Stadt einem kurz Luft gönnen.

Beispiel: Piazza Civica – Herz der Altstadt, von Arkaden gesäumt. Hier fanden früher Märkte statt, heute ist es Treffpunkt für Kaffee oder Aperitivo.

Kirchen und Sakralbauten

Die Altstadt von Alghero besitzt mehrere bedeutende Kirchen, die die religiöse und kulturelle Entwicklung widerspiegeln:

  • Cattedrale di Santa Maria: Erbaut im 16. Jahrhundert, Mischung aus gotischen, Renaissance- und barocken Elementen. Auffällig: der achteckige Glockenturm mit Kacheldach, ein Wahrzeichen der Stadt.

  • Chiesa di San Francesco: Gegründet 1360, nach einem Brand im 16. Jahrhundert wiederaufgebaut. Kreuzgang mit gotischen Arkaden – erstaunlich gut erhalten.

  • Chiesa di San Michele: Besonders bekannt für ihre farbenprächtige Kuppel mit Majolikakacheln. Bauzeit: 17. Jahrhundert, barocker Stil.

  • Chiesa del Rosario: Weniger bekannt, aber mit eleganter barocker Fassade.

Ein Detail, das man leicht übersieht: Viele Kirchen wurden nicht nur als Gebetshäuser, sondern auch als Zufluchtsorte während Angriffen genutzt.

Spanischer Einfluss – „Klein-Barcelona“

Alghero wird oft als „Barceloneta“ bezeichnet. Nicht nur wegen der katalanisch-gotischen Architektur. Auch sprachlich: Bis ins 20. Jahrhundert sprach man hier Algherese, ein katalanischer Dialekt, der bis heute von etwa 20–25 % der Einwohner gepflegt wird. Straßenschilder sind oft zweisprachig: Italienisch und Katalanisch.

Beispiel: Die „Via Carlo Alberto“ heißt auch „Carrer de Sant Carles“.

Der Einfluss der Krone von Aragon begann im Jahr 1354, als Peter IV. von Aragon die Stadt nach einer Belagerung eroberte. Viele sardische Einwohner wurden vertrieben und durch katalanische Siedler ersetzt. Diese Prägung sieht man heute noch.

Alltagsleben im Centro Storico

Die Altstadt ist nicht nur Museum. Hier wohnen Menschen, auch wenn touristische Nutzung stark zugenommen hat. In den Gassen hängen Wäscheleinen, Mopeds stehen vor Türen, Katzen sonnen sich auf warmem Pflaster.

Der Rhythmus des Tages:

  • Morgens: Lieferverkehr, kleine Einkäufe, Bäcker öffnen.

  • Mittags: Hitze, Stille – die Gassen leeren sich.

  • Abends: Bars und Restaurants füllen sich, die Promenade wird zum Wohnzimmer.

Kulinarik? Natürlich dominiert Fisch. Typisch: Aragosta alla catalana (Hummer mit Zwiebeln und Tomaten, kalt serviert). Auch Bottarga (gesalzener Fischrogen) findet man oft.

Museen und Kultur

Die Altstadt bietet mehrere kleine, aber interessante Museen:

  • Museo Diocesano d’Arte Sacra – religiöse Kunstwerke vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert.

  • Museo Casa Manno – Sammlung von Manuskripten, Büchern und historischen Objekten. Gewidmet dem Historiker Giuseppe Manno.

  • Museo del Corallo – das Korallenmuseum. Alghero ist seit Jahrhunderten Zentrum für Korallenfischerei und -verarbeitung.

Wirtschaft und Tourismus

Im 19. Jahrhundert lebte die Altstadt noch stark vom Fischfang und der Korallenbearbeitung. Heute spielt der Tourismus die Hauptrolle. Restaurants, kleine Boutiquen, Läden mit Korallenschmuck, Gelaterien.

Zahlen: Alghero zählt jährlich mehrere Hunderttausend Besucher, vor allem aus Italien, Deutschland, Frankreich und Spanien. Saisonhöhepunkt: Juli und August.

Praktische Infos für Besucher

  • Erreichbarkeit: Flughafen Alghero-Fertilia liegt nur 10 km entfernt. Vom Flughafen Busverbindung ins Zentrum.

  • Beste Besuchszeit: Mai–Juni und September–Oktober. Weniger voll, angenehmes Wetter.

  • Fußwege: Bequeme Schuhe sind Pflicht. Kopfsteinpflaster ist uneben.

  • Besonderheit: Viele Unterkünfte befinden sich in alten Palazzi mit Innenhöfen.

Persönliche Beobachtung

Die Altstadt von Alghero wirkt nicht inszeniert. Klar, es gibt Souvenirshops. Aber läuft man zwei Straßen weiter, steht man plötzlich vor einem alten Haus, dessen Putz abblättert, nebenan eine Bar, in der ältere Herren Karten spielen. Diese Mischung aus Alltag und Geschichte macht den Ort so greifbar.


FAQ

Wann wurde die Altstadt von Alghero gegründet?
Die Ursprünge reichen ins 12. Jahrhundert zurück. 1354 übernahmen die Katalanen die Stadt.

Wie groß ist das Centro Storico?
Etwa 30 Hektar – überschaubar, aber dicht bebaut.

Welche Sprache spricht man in Alghero?
Offiziell Italienisch, daneben Algherese (katalanischer Dialekt).

Was ist das Wahrzeichen der Altstadt?
Der achteckige Glockenturm der Kathedrale Santa Maria und die farbige Kuppel von San Michele.

Kann man die Stadtmauer komplett umrunden?
Nicht ganz. Einige Abschnitte sind nur von außen zugänglich. Die Promenaden entlang der Bastionen sind aber durchgehend begehbar.


Labels:
Alghero, Altstadt, Centro Storico, Sardinien, Stadtmauer, Mittelalter, Sehenswürdigkeiten, Reise, Architektur, Katalanisch, Geschichte

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Detailreicher Steckbrief zur Altstadt von Alghero (Centro Storico) auf Sardinien: Fakten zu Stadtmauern, Kirchen, spanischem Einfluss, Alltag, Sehenswürdigkeiten und Tipps für Besucher.










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